Als ich vor ein paar Jahren vom Vermieter grünes Licht für den Aufbau einer KW-Drahtantenne bekam, experimentierte ich zuerst mit den ja neuerdings wieder aktuellen Endfed-Antennen. Zum Einsatz kam die übliche 23m lange 80-10m Version mit dem L für 80m. Jedoch stellte mich das nicht wirklich zufrieden, hier am Home-QTH spielte diese Version einfach nicht gut. Völlig anders sah das in meinem Zweit-QTH aus, da habe ich die hier wieder abgebaute Endfed dort aufgebaut – mit wesentlich besseren Ergebnissen, bis heute tut sie da ihren Dienst. Das habe ich schon früh gelernt – gleiche Antennen an verschiedenen Aufbauorten liefern leider auch meistens ganz unterschiedliche Ergebnisse. Nach dem Tipp eines Funkfreundes hatte ich dann hier einen CG3000 ATU gekauft und dort erst 27.5m Draht dran gemacht, die ich später auf 26m kürzte, da es anfänglich Abstimmprobleme mit dem CG3000 auf 15m und 10m gab. Diese Lösung lieferte schon erheblich bessere Ergebnisse als die vorige 23m lange Endfed, auch wenn ich das Ende etwas abknicken musste und damit eine Art Inverted-L Antenne draus wurde.
Lange – fast drei Jahre – habe ich also mit dieser 26m langen end-gespeisten Inverted-L Antenne gearbeitet, die zumindest von 60m – 10m relativ gut funktionierte, 80m jedoch blieb nach wie vor mein „Sorgenkind“ wie schon vorher mit der Endfed.

Im Blick hatte ich allerdings schon immer mal eine Doppel Zepp (engl. „Doublet“), Varianten dieser Antennenform sind ja mit der G5RV oder der ZS6BKW hinlänglich bekannt. Im Grunde also ein Dipol mit symmetrischer Speiseleitung – Ladder Line oder auch „Hühnerleiter“.
Die Abmessungen einer ZS6BKW war dann auch meine Ausgangssituation, also mal schnell die Rolle Draht rausgeholt – ich hatte noch 100m CQ-532 Antennenlitze (AWG18, Durchmesser Cu-Litze 1.1mm) auf Rolle – und dann ein wenig gebastelt. CQ-532 ist im Übrigen auch der Antennendraht, der bei den Spiderbeams für die Elemente verwendet wird, ein sehr starker und langlebiger, aber leichter Antennendraht (Gewicht 10g/m, Bruchlast 50kg).
In meinem Fundus waren auch noch ca. 40 Spreizer von DX-Wire in der Ausführung SP200. Bedeutet 19cm Abstand zwischen den Drähten für eine Ladder Line, im Deutschen auch „Hühnerleiter“ genannt.
Normalerweise verwendet man bei der ZS6BKW die Wireman CQ-553 als symmetrische Speiseleitung, die eine Impendanz von etwa 450 Ohm ausweist. In meinem Fall mit den 19cm breiten SP200 Spreizern beträgt die Impedanz bei 1mm Drahtdurchmesser allerdings ca. 720 Ohm (Berechnung siehe hier), damit ist es also keine ZS6BKW mehr, die ist es nur, wenn die Impedanz der Ladder Line 450 Ohm beträgt, denn das fließt in die Impedanztransformation ein, da am Ende der Ladder Line kein Balun oder UN-UN bei der ZS6BKW erforderlich ist, eine einfache Mantelwellensperre nach W1JR reicht für den Übergang symmetrisch zu unsymmetrisch völlig aus – bei der ZS6BKW wohlgemerkt. Mit meiner 720 Ohm Ladder Line sieht das allerdings etwas anders aus.
Also habe ich mit diesem Werten dann mal den Doppelzepp-Rechner von DL1JWD gefüttert und meine geplante Antenne mal durchgerechnet:


Das sieht doch in der Theorie schon ganz gut und brauchbar aus 🙂
160m: Das ist bei mir sowieso aus dem Rennen und damit irrelevant, weil ich hier 24/7 ein man-made-noise von S9+10db habe, was eine sinnvolle Nutzung dieses Bandes an meinem QTH defacto ausschließt – ich höre da einfach nix.
Meinen CG3000 Antennentuner wollte ich weiterhin verwenden, was bei diesen Antennenarten, also KW-Multiband-Antennen meistens sowieso erforderlich ist, denn nicht jedes Band lässt sich ohne Hilfe eines Tuners anpassen.
Der erste Aufbau entsprach den Originalmaßen einer ZS6BKW, also 2x 13.75m plus 12.2m Hühnerleiter. Erste Versuche waren vielversprechend, im Vergleich zu meiner bisher genutzten 26m langen Inverted-L Antenne brachte die ZS6BKW etwa +10db mehr Signal im RX.
Wie erwartet: Abstimmungsproblem 15m
Aber es kam wie ich es bereits vermutet hatte – 15m stimmte der CG3000 nicht ab. Dieses Problem kannte ich bereits von meiner Inverted-L Antenne, die ich anfangs auf 27.5m Länge hatte und da der CG3000 ebenfalls auf 15m gar nicht abstimmen wollte und auch 10m ein ziemlicher Wackelkandiat war. Nach der Verkürzung auf 26m war dieses Problem dann erledigt, Abstimmen auf 15m und auch 10m ging nun.
Da man ja aus Erfahrungen lernt, habe ich also aus der ZS6BWK eine „normale“ Doppel Zepp („Doublet“) gemacht, indem ich die beiden Schenkel um jeweils 0.5m einkürzte. Aus 27.5m Gesamtlänge wurden nun also nur noch 26.5m – also 1m kürzer als die ZS6BKW. Auch hier, wie von mir erhofft, führte diese Modifikation auch bei der Doppel-Zepp dazu, daß nun der CG3000 auch 15m abstimmen kann.
Die Vorabbetrachtung mit DL1JWD’s Doppelzepp-Rechner zeigte allerdings schon in der Theorie, daß offensichtlich die 26.5m Länge mit der 720 Ohm Hühnerleiter optimalere Ergebnisse liefern als bei 27.5m Länge. So zumindest die Theorie – aber wir wissen ja alle, daß am Ende auch Umgebungseinflüsse und Aufbauort die Funktion einer Antenne ebenfalls signifikant beeinflussen können, positiv wie negativ. Nach der Theorie kommt also immer der Praxischeck.
Aufbau der Doppel Zepp an meinem QTH
Viel Platz habe ich nicht, es zwingt mich also, nur eine KW-Multiband-Antenne einzusetzen zu können, denn mehr als eine Antenne ist leider aus Platzgründen ausgeschlossen. Auch habe ich nicht mehr als 26m maximale Abspannweite über einem Garagenkomplex zur Verfügung. Nur dort ist die Installation einer KW-Drahtantenne dieser Bauform – gemeint ist ein mittengespeister Dipol – überhaupt möglich.
Also muss ich die Doppel Zepp an einem Ende „umknicken“, einen 8m hohen GFK-Mast mit Umlenkrolle habe ich dafür schon länger installiert und bereits für meine Inverted-L genutzt. Die andere Seite ist ein Baum, eine ziemlich hohe Eiche.
Einen dritten Masten mit ca. 4.5m Höhe habe ich zusätzlich installiert, dort wurde der CG3000 befestigt und da endet dann auch die Hühnerleiter, direkt am CG3000. Auf einen Balun oder UN-UN verzichte ich, das erledigt das C-L-C-Anpassnetzwerk des CG3000 genauso gut (er ist ein Pi-Tuner und kein einfacher LC-Tuner wie die meisten ATU).
Der CG3000 ist im Grunde eine Art Nachfolger des früher sehr beliebten, inzwischen leider nicht mehr erhältlichen SG-230 Antennentuners von SGC. Sicher wäre es sinnvoller, hier einen echten symmetrischen Koppler an der Doppel-Zepp zu verwenden, jedoch ist die Auswahl an echten automatischen symmetrischen Kopplern sehr klein:
- Koppler nach DL3LAC „Christian Koppler“ (nur erhältlich als Baubeschreibung zum Selbstbau, keine Fertiggeräte)
- Hamware AT-502 (kommerziell, allerdings nicht mehr erhältlich, da Entwickler DJ2HW sk)
- Stockcorner JC-4s Automatic Antenna Tuner (kommerziell, 1kW PEP)
- oder eben Eigenbau / DIY (anspruchsvoll)
Tja, im Grunde kann man also derzeit nur den Stockcorner fertig kaufen, da dieser aber „hand-made“ gefertigt wird wie der Hersteller auf seiner Website angibt, muss man sich auf eine Warteliste eintragen lassen und die Lieferzeiten dürften auch dementsprechend sehr lang sein. Also alles nichts, was man schnell beschaffen könnte. Es muss also eine andere Lösung her.
Da ich den CG3000 nun fast 3 Jahre im Einsatz habe, bot es sich also an, ihn weiterhin zu verwenden, auch wenn es sicher nicht die optimale Lösung darstellt, da er eigentlich als „Langdraht-Tuner“ für endgespeiste Antennen gedacht ist.

Erste Tests nach dem Umbau zeigten, dass die Signale zumindest im RX-Zweig etwa +10db gegenüber meiner bisherigen Inverted-L-Antenne höher lagen. Auch ein kurzer Test mit Funkfreunden zeigte sowohl auf 80m als auch auf 40m, dass auch der TX-Zweig mit dieser Antenne offensichtlich eine Verbesserung darstellte. Insbesondere 80m war immer mein Sorgenkind, ab 60m spielte allerdings auch meine vorige Inverted-L schon sehr brauchbar und war auch für DX durchaus zu gebrauchen. Was die neue Antenne in Form der Doppel-Zepp nun bringt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Für einen echten Vergleich und damit eine belastbare Einschätzung ist es einen Tag nach dem Umbau leider noch zu früh.
Auch eine Simulation meiner Antenne im MMANA-GAL, wo ich sie als 3D-Modell möglichst realitätsgetreu „nachgebaut“ habe, zeigte unter anderem, das – wie im Aufbaubild ersichtlich – die schräge Abführung der Ladder Line keinen wesentlichen Einfluss auf die Impedanz der Antenne hat. Ich weiß, das immer behauptet wird, 90° nach unten abführen, die Simulation mit 45° nach unten und gleichzeitig 45° schräg zu Seite veränderte die Impedanz am Speisepunkt nur unwesentlich in ganz geringem Umfang. Das kann letztendlich also als vernachlässigbar deklariert werden. Beeinflusst werden eher die H- und V-Strahlungsdiagramme.