Lange wurde es erwartet, jetzt hat YAESU auf der JARL Ham Fair in Tokio seinen neuen FTX-1F vorgestellt, einen 10W-Allmode-Transceiver für HF + 6m + 2m + 70cm. Damit tritt dieser wohl die Nachfolge des abgekündigten FT-818 an und greift gleichzeitig frontal ICOMs IC-705 an.
Als YAESU etwa im Jahr 2000 den FT-817 auf den Markt brachte, waren sie die Ersten, die sich in das Segment QRP als einer der führenden, kommerziellen Hersteller von Amateurfunktechnik wagten. Es folgten Mobil- und Portabelgeräte mit höherer Leistung wie der FT-857 (HF + 2m + 70cm), FT-100D (HF + 2m + 70cm) oder der FT-897 (HF + 2m + 70cm), später der immer noch erhältliche und sehr beliebte FT-891 (nur HF). Die meisten dieser Geräte waren Entwicklungsstand etwa um das Jahr 2000 und sind bis auf den FT-891 (erschienen 2016) nicht mehr als Neugerät erhältlich bzw. wurden inzwischen vom Markt genommen. Inzwischen wurde die SDR-Technologie massen- und markttauglich, das kam jedoch im Lowpower- und QRP-Segment kaum zum tragen. Da begannen chinesische Hersteller wie u.a. XIEGU mit dem G90, dieses Marktsegment erneut mit Leben zu füllen. Auch das US-Unternehmen ELECRAFT kam mit der KX-Serie in dieses Segment, aber es war kein SDR. Geräte von YAESU oder ICOM – Fehlanzeige. Das änderte sich erst wieder mit ICOMs IC-705 (SDR Allmode 10W HF + 6m + 2m +70cm) im Jahre 2020, gefolgt vom IC-905 (SDR Allmode 2m bis 10GHz SDR) im Jahre 2023. Und YAESU ? Da kam leider nichts Neues, lediglich der alte FT-817 (HF + 2m + 70cm, 5W) wurde mehr oder weniger als FT-818 (HF + 2m + 70cm, 6W) noch einmal ins Rennen geschickt, entsprach aber lange nicht mehr dem, was aktuelle SDR-Transceiver inzwischen leisten konnten. Jetzt, im Jahre 2024, hat man es also endlich mit dem FTX-1F geschafft, zumindest ICOM mit seinem IC-705 etwas Gleichwertiges, vielleicht sogar Besseres, entgegen zu setzen. Nach derzeitigen Angaben soll er ab Anfang 2025 erhältlich sein, eine Preisangabe ist derzeit noch nicht verfügbar. Teurer als der IC-705 wird er vermutlich nicht werden, eher etwas günstiger, so meine derzeitige Prognose.
Highlights des FTX-1F
Wie es scheint, hat YAESU hier einige Sachen besser gemacht, die ich am IC-705 immer als kritikwürdig angesehen habe.
Schauen wir uns mal einiges an, was der neue FTX-1F so zu bieten haben wird:
- HF + 6m + 2m +70cm, Update/Nachtrag: 4m-Band RX/TX soll wohl inzwischen auch bestätigt worden sein
- SSB, CW, AM, FM, C4FM
- 6W mit dem 5670 mAh Li-Ionen-Akku (für bis zu 9 Stunden SSB-Betrieb), mit 12V extern bis zu 10W
- 2 Antennenanschlüsse
- zwei unabhängige Empfängerschaltungen, Dual-Band-Betrieb
- SDR-Technologie
- hochauflösendes 4,3-Zoll-Farb-Touch-Display wie beim FT-710
- zwei Lautsprecher
- USB-Anschlüsse für CAT, Audio-Eingang/Ausgang und TX-Steuerung als USB-C
- Update/Nachtrag: der FTX-1F basiert wohl im Wesentlichen auf der FT-710 Plattform, was dann äußerst gute RX-Eigenschaften erwarten liesse für ein Gerät in dieser Portabel-Klasse
FTX-1F auf der JARL Ham Fair in Tokio unter der Glashaube
Auch wird ein optionaler automatischer Antennentuner angeboten, der an der Rückseite des Transceivers zusammen mit dem 5670mAh Li-Ionen-Akku mit hoher Kapazität angebracht werden kann (All-in-one-Design der Rückwand).
Mein erstes Fazit zum YAESU FTX-1F
Eigentlich hatte ich die Hoffnung schon fast aufgegeben, das YAESU etwas dem IC-705 entgegensetzen wird oder will. Deren Produktpolitik war in den letzten Jahren nur selten logisch und nachvollziehbar und im Grunde nur ausschließlich auf die Kurzwelle ausgerichtet. UKW kam bis auf einige FM/C4FM-Handfunkgeräte und FM/C4FM-Mobilfunktransceiver im Grunde nicht mehr vor, der letzte Allmode-Transceiver mit UKW war der überarbeitete FT-991A oder auch der FT-818, welcher aber nur ein äußerst geringer Refresh des bisherigen FT-817-Konzepts darstellte und und damit nicht als neues Modell bewertet werden konnte. Vermutlich nur eine notwendige Überarbeitung aufgrund nicht mehr verfügbarer Komponenten, die man im FT-817 noch verwendet hatte.
Im KW-Bereich hat man allerdings mit dem FT-101MP einen Spitzentransceiver im Rennen, der die aktuelle Sherwood-Liste anführt. Auch mit dem Hybrid-SDR FT-DX10 und dem Direct-Sampler FT-710AESS ist man ganz vorn dabei. Wo sich nun der FTX-1F einreihen wird – das bleibt eine spannende Frage.
Vieles scheint YAESU mit dem FTX-1F im Gegensatz zu ICOMs IC-705 besser zu machen – deutlich größerer Akku mit 5,6Ah, das lässt das Portabel-Herz schon höher schlagen, ebenso zwei unabhängige Empfänger wie auch endlich zwei Antennenanschlüsse, die vermutlich einmal für HF/6m bzw. 2m/70cm zur Verfügung stehen werden. Das hat mich am 705 immer gestört – nur EIN Anschluß für alles, vom fehlenden Zweitempfänger mal abgesehen. C4FM ist natürlich an Bord – so wie der 705 natürlich D-STAR standesgemäß ab Werk mitbrachte.
Auf den ersten Blick könnte es so aussehen, als wenn YAESUs neuer FTX-1F in dieser Geräteklasse die neue Referenz werden könnte und damit den IC-705 vom bisher weitgehend konkurrenzlosen Thron stoßen wird, denn es gab ja keinen Transceiver mit den Ausstattungsmerkmalen eines IC-705 in der 10W-Klasse, der auch 2m und 70cm als Allmode-Gerät onboard hatte – jetzt ändert sich das gerade.
Wie sagt man so schön – Konkurrenz belebt das Geschäft. Tja, dann sind wohl schon die Tage meines IC-705 gezählt, der FTX-1F wird ihn dann wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit ablösen, denn die RX-Eigenschaften des IC-705 (wie auch die eines IC-7300) haben mich nie wirklich überzeugt, sondern eher enttäuscht. Die waren bestenfalls nur Mittelmaß. Für fast 1500€ hatte ich von einem Hersteller wie ICOM doch einiges mehr erwartet. Klar hat YAESU hier jetzt einen gewissen Vorteil gegenüber ICOMs IC-705, man kann nämlich die Dinge besser machen, die die Konkurrenz vielleicht bisher nicht so gut umgesetzt hat.